„Sich sorgen nimmt dem Morgen nichts von seinem Leid, aber es raubt dem Heute die Kraft.“ (Corrie ten Boom)
Corrie ten Boom wurde 1892 in Haarlem (Niederlande) geboren. Mit ihrer Familie und zwei Tanten lebte sie in zwei nebeneinander liegenden Häusern mitten in der Stadt Haarlem.
Die Familie lebte aus Überzeugung ihren christlichen Glauben. Der Vater, Caspar ten Boom, las jeden Tag in der Bibel und half den Kindern Bibelverse in verschiedenen Sprachen auswendig zu lernen.
Für Besucher und Menschen in Not war die Tür stets offen, es war eine herzliche Gastfreundschaft zu spüren.
Corrie ten Boom war die erste staatlich geprüfte Uhrmacherin in ganz Holland und unterstütze den Vater in der eigenen Uhrenwerkstatt.
Corrie und Betsie, ihre Schwester, blieben unverheiratet und nahmen nach dem ersten Weltkrieg heimatlose Kinder und Missionarskinder in ihr Haus auf.
Beide waren religiös sehr aktiv. Sie organisierten Clubs für Teenager und geistig behinderten Kindern, um ihnen von Gott und seiner Liebe zu erzählen.
Als die Deutschen 1939 in Holland einmarschierten, kapitulierte das Land innerhalb von fünf Tagen. Nach und nach wurde drastischer gegen die Juden vorgegangen, mit Ausgangssperren, Lebensmittelkarten und Gesetzen.
Die Familie hatte viele Freunde unter den Juden und mußte mitansehen wie diese verhaftet wurden und verschwanden. Mit Gleichgesinnten organisierten sie sich im Untergrund, um Juden zur Flucht zu verhelfen. Viele Menschen in Not fanden Aufnahme im Haus der ten Booms. Wie durch ein Wunder konnten sie 100 jüdische Babys in einem Waisenhaus vor der Tötung retten.
In ihrem verwinkelten Haus gelang es ihnen ein Versteck einzubauen. So waren bald viele Menschen, die auf der Flucht vor den Nazis waren, im Haus der ten Booms untergebracht. In den verschiedenen Räumen des Hauses wurden Summer angebracht. Sobald der Summer ertönte, rannten die Menschen in ihr Versteck. Das ging ganze zwei Jahre gut.
Durch einen Spitzel, wurde die Familie ten Boom verraten.
Die Gestapo durchsuchte das Haus, sie fanden niemanden.
Corrie, ihre Schwester Betsie und ihr Vater wurden verhaftet.
Nach 10 Tagen Gefangenschaft verstarb ihr Vater, Caspar ten Boom. Für Corrie ein sehr schmerzlicher Augenblick.
Als Corrie, die in Einzelhaft war, eine Bibel geschenkt bekam, war es für sie einer der glücklichsten Momente ihres Lebens. Bei allen Leibesvisitationen wurde diese Bibel nie entdeckt. Gott war mit ihr in ihrer aussichtslosen Lage.
Als Kind sagte sie zu ihrem Vater: „Papa, ich glaube nicht, dass ich für Jesus leiden könnte. Mein Glaube ist nicht stark genug“. Ihr Vater antwortete: „Corrie, wenn du mit dem Zug von Haarlem nach Amsterdam fährst, wann gebe ich dir die Fahrkarte? Lange vorher?“
„Nein, erst dann wenn ich fahre.“ „Genauso macht Gott es auch. Jetzt brauchst du den Glauben noch nicht dafür. Aber wenn der Moment kommen sollte, wird Gott dir das Nötige schenken.“
Mit ihrer Schwester Betsie kam sie in ein Arbeitslager und schließlich in das Konzentrationslager Ravensbrück/ Deutschland.Mit 1400 Frauen wohnten sie eng zusammengepfercht in der Baracke Nr. 28.
Den Läusen zum Dank liess sich in dieser Bracke kein Wachpersonal blicken.
Als Corrie dies wahrnahm, versammelte sie die Frauen täglich zu Gebet und Bibellesung.
Gottes Wort leuchtete wie ein Stück Himmel in das Elend hinein.
Im Konzentrationslager erlebten sie Schickane, Elend, Grausamkeiten.
Aufstehen um 3.30 Uhr , Antreten zum Apell und stundenlanges Stehen, harte Arbeit, verdorbenes Essen.
Sie erlebten aber auch Wunder und die Kraft Gottes, der sie durch diese Hölle trug und an ihrer Seite weilte. Die Geborgenheit in Christus wurde ihnen eine noch größere Wirklichkeit als der unglaubliche Hass und die grausamen Umstände.
Betsie, ihre Schwester, die bald verstarb, teilte ihr vor ihrem Tod mit, Gott habe ihr mitgeteilt, dass Corrie zum Ende des Jahres entlassen und ein Haus in Holland erwerben würde. In diesem sollten Menschen Aufnahme finden, die an den Folgen des Krieges und der Konzentrationslager Traumata erlitten hatten.
Der Traum wurde Wirklichkeit. Aus einem Versehen heraus wurde Corrie entlassen. Eine Woche nach ihrer Entlassung wurden alle Frauen ihres Alters getötet.
Gott selbst hat ihr Leben bewahrt.
Sie war dankbar und betete: „Zeige mir, Herr, was ich nach deinem Willen tun soll.“
Nach dem Krieg errichtete sie ein Haus für Überlebende der Konzentrationslager, ganz nach dem Traum ihrer Schwester Betsie.
Ab dem Jahr 1947 beginnt Corrie Reisen für Christus in mehr als 60 Länder zu unternehmen, dabei war es ihr ein großes Anliegen, besonders nach Deutschland zu kommen.
Den Menschen die Liebe Gottes nahe bringen. Hass mit Liebe und Vergebung zu überwinden, das war ihre Botschaft nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs.
Bei einem Vortrag in Deutschland steht sie ihrem ehemaligen Lagerwärter aus Ravensbrück gegenüber. Sie erinnert sich an all die grausamen Situationen, die sie und ihre Schwester während der KZ-Zeit erlebt hatten.
Nach inneren Kämpfen vergibt sie und spürte wie sich ihre Gefühle veränderten.
Ganz ehrlich mit Tränen in den Augen konnte sie sagen: „Ich vergebe dir, Bruder, von ganzem Herzen.“
Sie schreibt, dass sie noch sie so deutlich die Liebe Gottes gespürt hat als bei diesem Akt der Vergebung.
1983 verstarb sie hochbetagt in den USA.
Sie wurde von der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.
Quellen: Text zusammengestellt aus verschiedenen Lebensbeschreibungen
Weitere Bücher: Die Zuflucht; Mit Gott durch dick und dünn; Jesus ist Sieger