Friedrich Joseph Haass
Leibarzt am Zarenhof, Gefangenenseelsorger, (10.08.1780 – 16.08.1853)
In Russland, wo Friedrich Joseph Haass als Arzt wirkte und sich besonders für die Armen und Ausgegrenzten einsetzte, wird er als der „heilige Doktor von Moskau“ verehrt.
Sein Leben und Wirken ist eher unbekannt. Der Schriftsteller Lew Kopelew begann eine Biographie über mit der Überschrift: „Der heilige Doktor Fjodor Petrowitsch“.
Kopelew selbst wurde 1982 aus der Sowjetunion erzwungen ausgebürgert und lebte von da an in Bad Münstereifel.
Fiedrich Haass, geb. am 10. August 1780 in Bad Münstereifel, studierte er erst Mathematik und Philosphie, dann Medizin.
Haass studierte in Köln, Jena und Göttingen. Nach dem Studium ließ er sich in Wien zum Augenarzt ausbilden.
Erfolgreich behandelte er den russischen Fürst Repnin, dieser lud ihn nach der erfolgreichen Behandlung nach Russland ein, um dort als Arzt zu wirken.
1802 ging Haass nach Russland und wurde bereits nach 5 Jahren Chefarzt einer renommierten Klinik in Moskau.
Im Laufe der Zeit betrieb er eine florierende Privatpraxis als Hausarzt und betreute unentgeltlich die Kranken in den Armenhäusern.
1828 arbeitete Haass erneut in einem Krankenhaus und wurde Chefarzt für alle Moskauer Gefängnisse.
In dieser Aufgabe musste er sich auch um die zur Verbannung nach Sibirien Verurteilten kümmern.
Haass fiel durch seine große Herzlichkeit auf, die er den Gefangenen entgegenbrachte.
Als gläubiger Katholik kümmerte er sich um die religiösen Bedürfnisse der Gefangenen und sorgte dafür, dass sie Gelegenheit zu Gottesdienst und Beichte bekamen.
Er setzte sich für eine menschliche Behandlung der Gefangenen ein. Er ordnete an, die Kopfrasur zu unterlassen, Fußfesseln mit Leder anstatt mit scheuernden Eisenringen zu verwenden, sowie alle kranken und schwachen Gefangenen von Ketten zu befreien.
Als 1830 der erste Patient der später ausbrechenden Moskauer Cholera-Epidemie in sein Krankenhaus eingeliefert wurde,
tat Haass Ungewöhnliches. Er rief alle jungen Ärzte und nahm den älteren Handwerker in den Arm.
Für Haass ein Auftrag der christlichen Nächstenliebe:
„Ich tue, was der Herr befiehlt. Ich begrüße meinen kranken Bruder.
Die Krankheit ist nicht ansteckend und ich vertraue nicht nur auf Gott,
ich weiß auch sehr wohl, dass von der Berührung mit einem Cholera-Kranken keine Gefahr droht.“
Viele setzten sich daraufhin für die Cholerapatienten ein und die Epidemie konnte eingedämmt werden.
Haass wurde als Arzt in Moskau immer bekannter.
Er eröffnete mit Mitteln aus seinem Privatvermögen und mit Spenden ein später „Haass´sches Krankenhaus“ oder „Haassovka“
genanntes Häftlingskrankenhaus für Obdachlose, zudem richtete er eine Schule für ärmere Kinder ein.
Die Arbeit forderte nicht nur seine finanziellen Mittel sondern auch seine Gesundheit.
Er starb krank und selbst fast verarmt am 16. August 1853.
Auf seinem Grabstein ist auf Russisch sein Lebensmotte eingraviert:
„Beeilt euch, Gutes zu tun“
Sein Grab ist bis auf den heutigen Tag mit Blumen geschmückt.
Im Erzbistum Köln wurde 1998 das Seligsprechungsverfahren eröffnet.
2018 wurde der diözesane Teil abgeschlossen und die Akten für den weiteren Prozess
der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom übergeben.
(Auszug aus der Zusammenfassung nach Marc Witzenbacher, Magnificat August 2020)
Weiterer Hinweis auf die Biographie im Internet unter: Dr.Friedrich-Joseph Hass