Berufungsgeschichten

Wo Dein Schatz ist, da ist dein Herz…

Die Aktion „Glaubenszeugnis“ in der Diözese zum Weltgebetstag um geistliche Berufe hat mich angesprochen, – auch weil es dabei heißt: „Der Berufung ein Gesicht geben“.

Ich möchte an meiner Berufung aufzeigen, wie Gott wirkt, auch in heutiger Zeit, wie ER durch die Menschen und Situationen spricht und ich bitte IHN, dass ER uns allen ein aufmerksames und hörendes Herz schenkt, dass jede und jeder von uns IHN erkennen und SEIN Wirken erfahren darf.
Ich bin jetzt seit 45 Jahren in der Gemeinschaft der immakulata-Schwestern vom Kloster Brandenburg a.d. Iller.

Je älter ich werde, umso deutlicher sehe ich den „roten Faden“, die Führung Gottes in meinem Leben und umso dankbarer bin ich Gott für SEINE weise Führung und Liebe.
Der Wunsch, mein Leben für GOTT und SEIN Reich einzusetzen, wurde in mir schon als Mädchen mit ca. 14 Jahren geweckt, u.a. beim Lesen von Missionsheften mit Lebenszeugnissen von Missionaren. Auch hatte ich in der Kindheit und Jugendzeit von den Eltern, Verwandten, Lehrern, Jugendleitern und Priestern erfahren, dass das Leben aus dem Glauben an Gott sinnvoll, segensreich ist und Halt gibt. Ich hatte eine Kloster-Tante und zwei Onkel, die Pater waren.

Mit 12 Jahren ging ich in die Jugendgruppe und meine Gruppenführerin war mir Vorbild. Die Jugendgottesdienste und alle Jugendtreffen boten mir Gelegenheit, der Gruppenführerin zu begegnen, ihre Zuwendung, ihre Ideen, ihr Glaubenszeugnis aufzunehmen. Manche ihrer Äußerungen und Lebensprogramme überzeugten mich und ich übernahm diese.

Ab dem 16. Lebensjahr war ich selbst aktiv in der Jugendarbeit – und habe da erkannt, dass die Weiterbildung im religiösen Bereich – genauso wie in allen anderen Bereichen – nicht stehen bleiben kann. Ich nahm teil an Jugendtreffen, religiösen Vorträgen, Exerzitien, las gute Bücher und setzte mich innerlich mit dem Gehörten und Gelesenen auseinander.

Im persönlichen Gebet begann in mir die Beziehung zu Gott, vor allem zu Jesus zu wachsen. Bei der hl. Messe war für mich das Evangelium wichtig und wegweisend. Worte von Jesus wie: „Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst; er verkaufe alles, was er hat und gebe den Erlös den Armen“ oder „Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz“ und ähnliche – beeindruckten mich sehr. Ich erinnere mich, dass ich mir in einem Gottesdienst, in dem gerade dieses Wort: „Wer mein Jünger sein will…“ gelesen wurde, Gedanken machte, wie ich dieses Wort konkret umsetzen könne und ich beobachtete meine Freundinnen, wie es ihnen mit diesem Wort ging. Nach dem Gottesdienst waren die Gespräche am Alltäglichen orientiert und ich merkte, dass es – anscheinend – nur mich bewegte. Ich konnte darüber mit niemand sprechen, aber dieser Anspruch Jesu ging mit mir…
Mit ca. 16 Jahren nahm ich an einem Jugend-Exerzitienkurs in Wernau teil. Der Jugend-Kaplan sprach in einem Vortrag von der persönlichen Berufung jedes Menschen. Er sagte, das eine Mädchen ist für die Ehe berufen, eine Andere für einen sozialen Dienst oder auch fürs Kloster. Dabei fuhr mir durch Kopf und Herz der Gedanke: „Hoffentlich will ER mich nicht im Kloster!“ – Das Leben im Kloster hieß ja: Loslassen der eigenen Pläne, Nachfolge Jesu mit Kreuz auf sich nehmen… keine „weltlichen“ Vergnügungen wie tanzen, bergsteigen, schwimmen, reisen, an vielerlei Aktionen teilnehmen, eine Familie gründen, Kinder bekommen… – In meinem Innern begann ich einerseits, mich gegen solche Gedanken und Vorstellungen zu wehren, ihnen auszuweichen und andererseits war da Gottes Wort, das Leben Jesu und sein Ruf, das Vorbild der Heiligen…

Da ich gerne tanzte und mich auch sportlich betätigte, besonders Schwimmen, suchte ich mich „abzulenken“. Mehrmals bahnten sich auch Freundschaften mit jungen Männern an. Und dann kam mir immer das Schriftwort in den Sinn: „Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz“. Ich spürte immer deutlicher, dass Gott mein Herz ganz wollte; es hatte keine eheliche Beziehung darin Platz.
Diese innere Auseinandersetzung dauerte ca. 2 Jahre. Während dieser Zeit konnte ich manchmal bei einem Priester, der eine Gruppe mit religiös interessierten Jugendlichen leitete, meine Fragen und auch Ängste besprechen. Auch mit diesen jungen Mitchristen führte ich Gespräche. Oft trug ich Fragen auch lange mit mir herum und betete darüber.

In dieser Zeit nahm ich an einer Jugendwallfahrt teil zum hl. Bruder Klaus von Flüe. Dort wurden Gebetsbildchen verteilt mit dem Gebet des Bruder Klaus: „Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir; mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir; mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir!“ – Als ich das gelesen hatte, spürte ich den hohen Anspruch: Alles loszulassen und Gott zu übergeben. Aber das war mir zuviel! Nein, dieses Gebet konnte ich nicht beten! Ich steckte es ganz hinten in eine Schublade. Aber es ließ mir innerlich keine Ruhe: Warum kann ich das nicht beten? Wovor habe ich Angst? Ich setzte mich innerlich – Schritt für Schritt damit auseinander. Dadurch wurde meine Beziehung zu Gott, mein Vertrauen in seine Führung gefestigt und ich erkannte immer deutlicher: Gott weiß am besten, was für mich gut ist. Ihm kann ich mein Leben anvertrauen und nur dann werde ich glücklich.

Immer mehr spürte ich: In einer Gemeinschaft von Menschen zu leben, die nur für Gott da sind, die ihr Leben nach dem Evangelium ausrichten, das muss schön sein!
Da ich 1 Jahr im Internat Maria Rosengarten in Bad Wurzach bei den Armen Schulschwestern die Handelsschule besuchte, hatte ich dann auch geplant, in München bei dieser Gemeinschaft einzutreten. – Aber der liebe Gott fügte es anders… Mit der religiös orientierten Gruppe machte ich im Kloster Brandenburg Exerzitien. Dort sprach mich eine Schwester an, ob ich in ihre Gemeinschaft eintreten wolle. Ich sagte, dass ich schon ins Kloster gehe, jedoch nach München. Sie bat mich noch, mit der Gründerin, Mutter Theresia Hecht zu sprechen, was ich auch tat. Mutter Theresia zitierte die hl. Theresa von Avila, welche gesagt hatte: „Es ist eine besondere Gnade, in eine Neugründung berufen zu sein, weil dort ein guter und eifriger Geist ist.“ – Jetzt wurde alles noch schwieriger! Wohin sollte ich nun gehen? Ich sagte: „Lieber Gott, warum hast du mir diese Schwester geschickt und mich so durcheinander gebracht?“

Ich lag in den Nächten lange wach, verglich Vor- und Nachteile der Gemeinschaften und merkte dann nach einiger Zeit: Ich weiß ja in keiner Gemeinschaft, was genau auf mich zukommen wird, mit welchen Menschen ich zusammen leben werde usw. – Also, lieber Gott, wenn du mir diese Schwester noch extra geschickt hast, um mich in die Neugründung zu berufen, dann werde ich dort eintreten…

Nach dieser schwierigen Zeit des Suchens, des Loslassens und des Abschiedes von allem Liebgewordenen trat ich dann im Kloster Brandenburg ein und ich durfte eine große innere Ruhe, Gelassenheit und Freude spüren. Ich war mir sicher: Das ist der Weg, den Gott mich führen will.
Im Laufe der vergangenen 45 Jahre blieben natürlich Schwierigkeiten, Prüfungen, Versuchungen zum Weglaufen, Enttäuschungen nicht aus. Aber gerade in den dunklen Stunden kam irgendwo ein Licht her, ein Wort, an dem ich mich festhalten konnte oder Mitschwestern, die mir halfen.
Ich durfte ja noch unsere Gründerin, Mutter Theresia, erleben. Sie rüstete uns junge Schwestern durch ihr Vorbild und ihre wegweisenden Worte aus. In schwierigen Zeiten sagte sie: „Gott, du weißt warum und ich weiß, dass du gut bist.“

Wir wurden im Noviziat auch in den „kleinen Weg“ der hl. Theresia von Lisieux eingeführt. Ihr Leitwort war: „Herr, gib mir Kraft, nur für heute“. Gerade dieses „nur für heute“ half mir oft, wenn mir vor der Zukunft bange war.

In den vergangenen Wochen, als ich mich auf dieses Berufungs-Zeugnis vorbereitete, kamen mir viele gute Erinnerungen und ich bin sehr dankbar für diesen Weg, den Gott mit mir und ich mit Ihm gehen durfte. Immer mehr erkenne ich, welchen inneren Weg ich gegangen bin, wie das geistliche Leben in mir gewachsen ist und mich prägt.

Besonders freut mich, dass sich mein Gottesbild im Laufe der Zeit so entwickelt hat, dass ich aus meiner anfänglichen Jesus-Beziehung, in seiner Nachfolge, allmählich auch den liebenden Vater-Gott erkennen darf, dass ich mich von ihm lieben lassen und ihm vertrauen kann.

In jüngeren Jahren war mein Schwerpunkt auf „Leistung“ – besonders in Bezug auf das Hauptgebot, die Nächstenliebe. Dabei fühlte ich mich oft überfordert. Im Lauf der Jahre durfte ich erkennen: Ich muss nicht etwas leisten, sondern ich darf mich von Gott geliebt und angenommen wissen und daraus entsteht eine tiefe Freude und Begeisterung, die ich dann wie von selbst weitergeben kann.

Diese Erkenntnis berührt mich innerlich sehr. Sie war auch der „Motor“ dafür, dass ich dieses Zeugnis wagte.

Sr. M. Ehrentraud Roth ISA

Wer einen Schatz gefunden hat…

Mein Weg mit Gott begann ganz unspektakulär — oder war es doch ein besonderer Weg?

Ich bin Anfang 1956 als sechstes und jüngstes Kind einer einfachen Arbeiterfamilie geboren.
Schon früh machte ich mir Gedanken „über Gott und die Welt“. Wenn ich heute zurückdenke, was mich schon im Alter von drei Jahren bewegte, muss ich zugeben, dass ich mir heute solche Gedanken bei einem so jungen Kind nicht vorstellen kann.
Als ich fünf Jahre alt war — meine älteren Geschwister waren alle schon in der Schule und ich saß neben meiner backenden Mutter in der Küche — sprachen wir über „meine Fragen“. Der Höhepunkt unseres Gespräches war gerade erreicht, als sie in den Keller wollte, um für den Kuchen etwas zu holen. In meinem Eifer lief ich mit ihr bis zur Kellertreppe und rief ihr nach: „Ich gehe einmal ins Kloster — und falls ich es vergesse, musst Du mich daran erinnern.“

Natürlich diente diese Aussage der allgemeinen Belustigung. Meine Alternativen hießen: Entweder gehe ich ins Kloster oder ich möchte eine große Familie und sechs Kinder.
In dieser Zeit begann eine viele Jahre dauernde Freundschaft mit einem Mädchen, das ein Jahr jünger war und nicht weit von uns entfernt wohnte. In den folgenden Jahren hatte ich mit ihr oft eine Auseinandersetzung. Streitpunkt waren dabei immer meine Klostergedanken.
Sie schilderte mir in den schillerndsten Farben, was wir später einmal gemeinsam unternehmen könnten, wenn ich nicht ins Kloster ginge. Ich aber beharrte fest auf meinem Plan.

Eine Schwester meines Vaters, eine Schwester und ein Bruder meiner Mutter waren im Kloster, in meiner weiteren Verwandtschaft waren weitere Priester und Ordensfrauen.
Immer wenn sie uns im Urlaub besuchten, machte ich meine Augen und Ohren weit auf. In der Vorbereitung meiner Firmung im Mai 1966 war die große Frage: Wen frage ich, ob sie meine Firmpatin sein will. Da war meine älteste Cousine, 9 Jahre älter als ich, diese war bereit dazu. Schon seit Jahren wollte sie dem Ruf Gottes ins Kloster Brandenburg folgen — dort war vor vielen Jahren schon ihre Tante eingetreten — aus Rücksicht auf ihre Familie stellte sie jedoch diesen Wunsch noch zurück.
Zu meiner Firmung nähte sie mir ein sehr schönes Kleid — dies sollte für alle anderen eine Überraschung sein. Also lud sie mich zum Frühstück ein, bei dem ich mich dann umzog. Dabei erzählte sie mir von Ihrem Klosterwunsch und fragte mich, ob ich nicht auch mal ins Kloster wolle. Mit großer Überzeugung sagte ich „ja“.

Als sie dann knapp zwei Jahre später ins Kloster eintrat und im Herbst Einkleidung hatte, lud sie mich zu ihrem Festtag ein. Die Einkleidung beeindruckte mich tief. Sie verstärkte meine Klostergedanken, aber es gab da ein unüberwindliches Hindernis. Ich dachte bei mir: „Ins Kloster möchte ich schon, aber in der Kirche da vorne etwas sagen, das kann ich nie im Leben“.
In der Pubertät war mir der Gedanke ans Kloster sehr fern, ganz weg war er aber nie – Gottesdienst und Kirche zog mich immer besonders an.

Als ich dann wieder zwei Jahre später bei Schwestern in die Schule ging, erlebten meine Klostergedanken die größte Krise. Dort erlebte Ungerechtigkeiten passten mit meinem Klosterbild nicht überein.
In meinem Herzen aber war der Gedanke, mein Leben Gott zu schenken, sehr stark.
Die Zeit verging. Ich arbeitete inzwischen in einem Haushalt mit drei kleinen Kindern. Um Ostern 1973 nahm ich mit meiner Mutter und einer meiner Schwestern an Exerzitien über die Marienweihe des heiligen Ludwig Maria Grignion teil.
Die Zeit verging. Ich war von Gott, Maria, Gebet und Glauben nach wie vor begeistert. Wenn meine Freundinnen erfuhren, dass ich in die Kirche gehe, reagierten sie verständnislos — ich ließ mir das aber nicht nehmen.

In einem persönlichen Gespräch teilte ich dem Pater, der die Exerzitien leitete, meinen Klosterwunsch mit. Er fragte mich, welches Kloster ich ausgesucht habe — auf meine Antwort „das Kloster Brandenburg“ bestätigte er mich, das könne er nur empfehlen.
Dann wollte er wissen, wie alt ich sei. Ich war gerade 17 geworden. Da sagte er: „Da bist Du noch zu jung, da musst Du noch mindestens ein Jahr warten“. Diese Antwort legte ich auf meine Weise aus: „Der Pater hat gesagt, ich solle nicht ins Kloster, also gehe ich nicht ins Kloster“.
Ohne dass irgendjemand davon wusste, begann ich nach Weihnachten die Dreiunddreißigtägige Vorbereitung auf die „Ganzhingabe an Jesus durch Maria“ nach Ludwig Maria Grignion und seinem Goldenen Buch.
Gleich am Anfang dieser Vorbereitung erhielt ich von meiner Cousine und Firmpatin einen Brief: Im Kloster habe sich ein junges Mädchen zum Eintritt angemeldet und es sei nicht gut, wenn diese allein sei, ob ich nicht jetzt ins Kloster kommen wolle.
Ich zeigte den Brief meiner Mutter und erklärte ganz überzeugt: „Der Pater hat in den Exerzitien gesagt, ich solle nicht ins Kloster — ich gehe nicht ins Kloster“.
Kurze Zeit darauf rief mich deren Mutter an, Sr. Raphaela (meine Firmpatin) komme und bei dieser Gelegenheit wolle sie mich besuchen. Weil mein Chef und seine Frau gerade weg waren, musste sie mich an meiner Arbeitsstelle besuchen.
Ich wusste, dass sie mich ins Kloster einladen wollte und hatte fest vor, nein zu sagen.
Und als sie vor mir saß, sagte ich „ja“ und meldete mich gleich für das Frühjahr an.
Ich war noch nicht volljährig und benötigte deshalb die Zustimmung meiner Eltern. Da Sr. Raphaela nicht lange da war und mich im Gespräch mit meinen Eltern unterstützen wollte, vereinbarten wir, dass sie mich abends abhole und wir gemeinsam zu mir heimfahren (meine Chefin war inzwischen wieder da). Ich wusste, dass meine Eltern an diesem Abend im Gottesdienst waren und so erwarteten wir sie gegen 22 Uhr vor dem Haus.
Sie fielen natürlich aus allen Wolken, gaben aber sofort die Zustimmung zum Klostereintritt. Meiner Cousine hat mein Vater erzählt, dass er ausgerechnet an diesem Abend gefragt habe: „Lieber Gott, was hast Du mit der Margit vor“ — und dann stand ich mit meiner Entscheidung vor der Tür.
Als ich dann am 2. Februar 1974 die „Ganzhingabe“ machte, hatte ich mich schon im Kloster Brandenburg angemeldet — am Ostermontag, 15. April 1974 trat ich dann ein.

Erst Jahre später bin ich auf die Idee gekommen, das Datum meiner Exerzitien mit meinem Eintrittstag zu vergleichen. Mein Eintritt war fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Aussage des Paters, ich solle noch ein Jahr warten (es ist nicht auszuschließen, dass es sogar der Jahrestag war).
Den Weg ins Kloster „wurde ich einfach geführt“. Vieles, was danach kam, hätte ich mir niemals ausgesucht. Meine Einkleidungs- und Professformel konnte ich dann (gemeinsam mit meiner Mitschwester) problemlos öffentlich sagen — und inzwischen habe ich mich auch daran gewöhnt, öffentlich zu sprechen.
Als mir meine Vorgesetzte den Vorschlag machte, zu studieren war ich bereit dazu, obwohl ich mir das nie gesucht hätte. Nach dem Studium der Sozialpädagogik war ich über 15 Jahre verantwortliche Leitung der Einrichtung für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung St. Konrad Haslach, Wangen im Allgäu.
Nun bin ich seit über 20 Jahren als Generalökonomin beauftragt mit den Finanz-, Wirtschafts-, Rechts- und Verwaltungsfragen des Klosters.
Wenn ich die Jahrzehnte zurückschaue, bin ich mir sicher, dass Gott mich diesen Weg geführt hat. Selbst in Zeiten des Hinterfragens und der Krise habe ich nicht an Gott und seiner Berufung gezweifelt.
Ich habe damals „meinen Schatz“ entdeckt und es war für mich keine Frage, dass ich für diesen „Schatz“ alles andere hergeben will. Gott zu suchen, mit IHM und für IHN zu leben ist ein großes, unfassbares Geschenk, ein Wunder Seiner barmherzigen Liebe.

Sr. M. Josefine Lampert ISA

Jesus hat mich auf meinem Wege nie losgelassen.

Über meine Berufungsgeschichte möchte ich die Überschrift setzen:
Jesus hat mich auf meinem Wege nie losgelassen. ER hat mich wunderbar geführt und noch mehr wunderbar beschützt. IHM sei LOB, EHRE und DANK gesagt.

Ich bin als drittes Mädchen mit noch zwei jüngeren Brüdern in einer gläubigen Familie aufgewachsen. Das Familiäre, das Gebet, die Liebe zum hl. Messopfer war der Mittelpunkt in unserer Familie, was allerdings meine Eltern uns vorlebten.
Wir sind von der väterlichen Seite sehr streng erzogen worden, was ich noch nie bereut habe.
Mein Weg führte mich durch verschiedene Haushaltungen. Und weil ich den hausfraulichen Beruf liebte, war ich immer in Stellungen fort. Zwischendurch erlaubte ich mir eine Abwechslung und bin 3 Jahre in einer Nudelfabrik der Firma Buck gelandet.
Eines Abends, als ich von meiner Arbeit zurück kam, hat sich ein Ehepaar aus Wasserburg in unserem Elternhaus eingefunden. Innerhalb einer Stunde musste ich mein Ja-Wort geben für eine Saison-Stellung.
Nun ging mein weiterer Weg in Richtung Bodensee, wo ich in einer Privat-Pension als Zimmermädchen und für das Frühstück und fürs Bedienen der Kurgäste verantwortlich war.

Es hat sich auf meinem Weg nichts ereignet, was mich auf Klostergedanken gebracht hätte. Des Vaters Wunsch war immer, es könnte doch eine von den drei Töchtern ins Kloster gehen. Die Älteste hat in jungen Jahren geheiratet. Die Zweite hat später den gleichen Weg eingeschlagen. Nun ging letztlich die Klosterwerbung an mich heran. Je mehr der Druck auf mir war, desto mehr brachte man mich auf die „Palme“. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich den Wunsch meines Vaters nicht erfüllen, da ich in keiner Weise Klostergedanken hatte.
Bereits nach Beendigung der Saison bewarb ich mich für eine Winter-Saison ins Kleine Walsertal. Zu meiner Freude erhielt ich die Zusage. Ende Oktober verabschiedete ich mich von der schönen Bodensee-Gegend.
Zu Hause angekommen, war meine Mutter über mein zukünftiges Vorhaben nicht begeistert. Sie bat mich, in der Nähe um etwas anderes umzuschauen.
Den Wunsch meiner Mutter erfüllte ich und ging am 2. November auf das Arbeitsamt nach Ravensburg. Und siehe da, ich bekam einen Arbeitsplatz nach Wilhelmsdorf (Wolfshalde). Jesus hat mich auf einen Weg geführt, wo Er mich haben wollte.
Ich war bereits 23 Jahre, als ich nach Wilhelmsdorf in die Tierarzt-Familie kam. Ich radelte immer gerne nach Zußdorf zum Sonntags-Gottesdienst. In dieser Dorfkirche bekam ich die Gnade der Berufung. War nämlich schon 26 Jahre alt. Ich kann die Berufung in Worten nicht sagen, da es ein innerer Vorgang war. Jesus hat meinen Weg total durchkreuzt. Ich hatte nichts anderes im Sinne, als auch heiraten zu wollen und eine Familie zu gründen. Für einen solchen Schritt in eine neue Zukunft gebrauchte ich 1 ½ Jahre. Ich ging trotzdem zum Tanzen. Hab leidenschaftlich gerne getanzt. Ich war sehr schwungvoll veranlagt mit viel Lebensfreude. Und weil ich ein glücklicher, fröhlicher Mensch war, freute mich sogar der „Dreck auf der Straße“.
Ich war gerne in einer Gesellschaft, wo es lustig herging.
Aber die Hand Gottes war schon länger auf mir. Bin von jedem Freund losgelöst worden. Es war jedes Mal eine kurze freundschaftliche Beziehung, bis Jesus ganz in mein Leben hineintrat. Nun kam für mich der nächste Schritt, in welchem Kloster will Gott mich haben?
Mit meiner Freundin Gisela Brunner fuhren wir in das nächst gelegene Kloster nach Sießen bei Saulgau. Je öfter ich dort einkehrte, umso mehr spürte ich, es könnte das Richtige für mich sein. Durch Gottes Fügung kam ich wiederum in eine andere Wegrichtung. Es kam der Karfreitag. Nach der Karfreitags-Liturgie führte mein Nachhause-Weg in den Friedhof hinein. Dort begegnete ich Sr. Benigna von St. Johann. Sie war dann später als Werkzeug von Gott ausersehen, die mir weiter den Weg zeigte.

Ich war nicht wenig überrascht, als eines Tages am 07. Mai die Sr. Benigna vor der Haustüre der Familie Sandholz stand. Sie gab mir die Mitteilung: Morgen fährt Sr. M. Seraphine mit Sr. M. Zita ins Mutterhaus und sie fragte mich gleichzeitig: Möchten sie da gerne mitfahren? So spontan wie ich war, gab ich ihr das Ja-Wort. Nun fuhr ich mit diesen zwei Schwestern zum ersten Mal in ein Kloster, von dem ich nie etwas wusste: Kloster Brandenburg.

Sr. M. Zita zeigte mir so manche Räumlichkeiten und ich war ganz ergriffen von der Immakulata-Statue über dem Altar der Klosterkirche.
Und dann saß ich lange mit der Gründerin Mutter Maria Theresia auf dem Bänkle vor der Klosterkirche. Sie führte ein so gutes Gespräch mit mir, voll des Glaubens und des Vertrauens. Auf einmal fasste sie mich bei der Hand und sagte: „Frl. Elfriede, sie gehören hierher!“ Ich glaubte ihren Worten und gab meine Zusage.
Die ehrw. Mutter hatte meinen Eintrittstag schon auf Juni festgelegt mit der Begründung: Dann werden sie mit Frl. Josefa, Frl. Sonja und Frl. Brigitte eingekleidet. Frohen Herzens fuhr ich dann mit Sr. M. Seraphine per Zug wieder heimwärts.

Dieses Glück, ein Kloster gefunden zu haben, dauerte nicht lange. Bald darauf überkam mich eine arge Krise. Es quälte mich so stark der Zweifel, ich gehöre nicht ins Kloster Brandenburg. Es ging alles zu schnell. Ich saß förmlich auf zwei Stühlen. Ich gehöre doch ins Kloster Sießen, wo ich so viele Male aus und einging, und schon einen Fuß in dieses Kloster gesetzt habe. Dieser Zustand meiner Zweifel und Dunkelheit wurde immer schlimmer, bis ich zuletzt durch einen Brief an das Mutterhaus meinen Eintritt absagte: Ich komme nicht. Und gleichzeitig nahm ich meine Kündigung beim Tierarzt Dr. Sandholz zurück. Diese Prüfung dauerte bereite ¼. Jahr. Jesus wusste schon im Voraus, dass das Kloster Brandenburg für mich bestimmt war und kam mir zu Hilfe mit einer großen Gnade des Himmels:
Es geschah im August, ein paar Tage vor Maria Himmelfahrt. Da saß mein Pfarronkel, der schon 9 Jahre tot war, in der Nacht plötzlich vor mir. Er war gekleidet mit der schwarzen Soutane und dem Priesterkragen und sah aus, wie ich ihn von früher her kannte. Ich nahm ihn voll Freude in den Arm. Es war für mich kein Wachzustand und kein gewöhnlicher Traum. Ich richtete 3 Fragen an Ihn und auf jede Frage wartete ich auf eine Antwort. Bei einem gewöhnlichen Traum hätte ich das nie machen können.

Die 1. Frage war: Onkel, gehöre ich in das Kloster Sießen?
Sein Gesicht war sehr ernst und er schüttelte den Kopf.
Meine 2. Frage: Soll ich zu meiner Klostertante nach Ingenbohl in die Schweiz?
Sein Gesicht war immer noch ernst und er schüttelte wiederum den Kopf.
Bei meiner 3. Frage: Pfarr-Onkel, gehöre ich in das Kloster Brandenburg? Da hat auf einmal sein Gesicht so aufgestrahlt, es kam Leben in ihn hinein und er sagte mir die Worte: „Ja, du gehörst in das Kloster Brandenburg, dort herrscht ein guter Geist.“
Ich bin fest überzeugt, dass auch unsere ehrw. Mutter sowie die Schwestern für mich gebetet haben, so dass es zu einem gute Ende führte.

Nach diesem Erlebnis waren meine Zweifel und die Krise verschwunden.
Der 30. November 1963 war als Eintrittstag bestimmt und der Weg führte mich von meinem Heimatort Bergatreute in das von Gott gewollte Kloster Brandenburg (Iller). Als ich den letzten Sprung, d.h. die Loslösung überwunden hatte, kehrte sehr viel Freude in mein Herz.

Es war der Samstag vor dem 1. Advent und bereits zur gleichen Stunde kam auch Frl. Rosa Wild aus Reinstetten. Nach all den Jahren durfte Sr. M. Anna noch das 40-jährige Profess-Jubiläum erleben.
Am 12. September 2015 durfte ich, Sr. M. Katharina, mein goldenes Profess-Jubiläum feiern.
Diese Berufungsgeschichte schrieb ich im April 2015, als ich im Konvent von St. Johann in Zußdorf meinen Urlaub machte.

Sr. M. Katharina Renz

Der Herr ist die Kraft meines Lebens…

Nach fast 20 Klosterjahren blicke ich dankbar auf ein glückliches, abwechslungsreiches Klosterleben zurück, in dem es sowohl Sonnen- als auch Schattenseiten gibt.

Aufgewachsen bin ich in einem kleinen, ländlichen Dorf, ungefähr 25 Kilometer vom Bodensee entfernt.

Inmitten einer glücklichen, religiösen Familie mit 2 Brüdern durfte ich eine zufriedene Kindheit erleben, in der ich Geborgenheit und Liebe erfahren habe. Mit Freude denke ich an diese Zeit und an die Freundschaften zurück, die schon damals mein Leben prägten.

Während meiner Ausbildungszeit bei Franziskanerinnen vom Kloster Siessen zur Hauswirtschafterin, hörte ich zum ersten Mal den Ruf Gottes.
Es war in einem Jugendkurs hier im Kloster Brandenburg. Doch die Zeit ging weiter und inzwischen hatte ich meine Ausbildung abgeschlossen. Mit den Schwestern blieb ich jedoch in Verbindung.

Mein Leben lief zwar wieder seinen gewohnten Gang, aber in mir hatte sich etwas verändert. Ich konnte es mir nicht erklären, aber ich war ja auf der Suche, was Gott mir damit sagen wollte.
Nach meiner Ausbildung fand ich auch einen neuen Arbeitsplatz, der jedoch nur für ein halbes Jahr befristet war, was mir in dieser Zeit als ein Zeichen von Gott erschien.

Denn der Ruf Gottes erreichte mich immer wieder und ließ mich nicht mehr los. So entschloss ich mich dann nach langem Beten, Ringen und Hören auf Gottes Willen um meine Berufung, im Kloster Brandenburg einzutreten.
In meinen Klosterjahren habe ich neue Erfahrungen gesammelt, vor allem durch viele mir wertvolle Begegnungen. Während meiner abwechslungsreichen Tätigkeiten in unseren Filialen hat sich mein Leben geprägt.
Nun arbeite ich als Hauswirtschaftsmeisterin in unserem Exerzitien- und Tagungshaus. In dieser Aufgabe komme ich viel mit unseren Gästen in Kontakt.

Zu meinem Bereich gehört es auch, jungen Menschen eine Ausbildung oder ein Praktikum in unserem Haus zu ermöglichen.
An meinen freien Tag genieße ich mit dem Fahrrad Gottes Schöpfung in der Natur.
Der Umgang mit Menschen ist für mich sehr wichtig und vielleicht begegne auch ich jungen Menschen, die auf der Suche nach dem Sinn des Lebens sind, so wie ich vor über 20 Jahren.
Es lohnt sich, auf GOTT zu hören, denn ER hat mit jedem etwas Besonderes vor.

Sr. M. Stephanie Rauch ISA